Die Trachtengruppe im Schneegestöber
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Die Trachtengruppe im Schneegestöber
Am Samstag, 9. März traf sich eine bunt gemischte Gruppe von fünfzig aktiven und passiven Mitgliedern der Trachtengruppe Weggis und einigen Partnerinnen und Partnern zur lang ersehnten Trachtenreise 2024. Auf der Fahrt in Richtung Ostschweiz verkündete unser langjähriger Car-Chauffeur Beat „Billy“ Küttel, dass er zum letzten Mal hinter dem Steuer Platz nehme und erzählte gleichzeitig lustige Episoden von Trachtenreisen der vergangenen vierzig Jahre. Beim dazugehörigen Quiz, welches vom weiblichen Geschlecht dominiert wurde, gab es ein Kilogramm Schokolade in Hasenform zu gewinnen. Nach einem Kaffeehalt in Weesen nahmen wir Kurs nach Davos, wo wir als erstes eine Führung durch die Produktionsräumlichkeiten der Bäckerei-Konditorei Weber geniessen durften. Wir waren beeindruckt von der Grösse, der Produktevielfalt, dem Qualitätsanspruch und dem Unternehmergeist dieses 120-jährigen Familienbetriebs. Und zum Schluss durfte jeder von uns die Spezialität des Hauses, eine Bündner Nusstorte, mitnehmen. Diese wurde aber noch nicht angeschnitten, denn das feine Mittagessen im Hotel Kesslers Kulm wartete bereits auf uns.
Nach dem Caramelköpfli und dem Kaffee packten sich alle eine oder zwei Schichten wärmer ein, denn nun ging es mit den beiden Sektionen der Parsenn-Standseilbahn auf das über 2600 M.ü.M gelegene Weissfluhjoch. Dort wurden wir von unseren sympathischen Guides in Empfang genommen und schnallten uns die Schneeschuhe an. Auf diesen marschierten wir bei windigen Verhältnissen rund 20 Minuten leicht abwärts zum „Iglu-Dorf Davos Klosters“. Von Aussen sah man nur einen grossen Haufen Schnee, aber die wahren Schätze verborgen sich in dessen Innerem. Durch eine Treppe im Schneetunnel stieg man fast wie in eine andere Welt hinunter, eine Welt aus Schnee und Eis. Das Restaurant, die Bar, die Zimmer, die verschiedenen Gänge und sogar die Toiletten und die Zahnputz-Station waren mit kunstvollen Eisskulpturen verziert, die zusammen mit der mystischen Ruhe, der trockenen Kälte und dem glitzernden Schnee für eine ganz spezielle Atmosphäre sorgten.
Nachdem die Zimmer zugeteilt und bezogen waren durften wir zuerst ein Apero-Plättchen und danach ein wärmendes Fondue im kalten Iglu essen. Mit gefülltem Magen begaben wir uns dann bei immer noch starkem Wind, Dunkelheit und sogar etwas Sternenhimmel auf eine Schneeschuh-Runde in der grossartigen Bündner Bergwelt. Abschluss des offiziellen Programms war ein Musik-Quiz, bei dem es galt, anhand von kurzen Liedausschnitten den Titel und den Interpreten zu erkennen oder zu erraten. Einige konnten es kaum erwarten in die Freiluft-Jacuzzi, den holzgefeuerten Hot-Pot oder die Sauna zu liegen und den Kontrast zwischen eisigem Wind, kaltem Schnee und wärmendem Wellness zu spüren. Daneben wurde ausgiebig diskutiert, gespielt, getrunken und getanzt bis dann irgendwann auch die zähesten Inuits in den erstaunlich warmen Iglu-Schlafsack schlüpften.
Am Sonntag wurden wir punkt 07:30 Uhr mit einem warmen Tee geweckt und schon bald war der Rucksack wieder gepackt und alle bereit zum Abmarsch. Wer im Iglu kalt hatte, musste schon bald erkennen, dass es draussen noch viel kälter war. Der Föhnsturm hatte nämlich nochmals deutlich zugelegt und zusammen mit dem Triebschnee ergab das doch sehr garstige Umgebungsbedingungen für unseren Schneeschuhmarsch zurück zur Bergstation der Standseilbahn. Tapfer kämpften wir uns gegen den im wahrsten Sinne des Wortes umwerfenden Gegenwind den Hang hoch und fühlten uns zeitweise wie kurz vor dem Ziel einer Himalaya-Expedition. Auf dem Gipfel angekommen wurden wir mit einem leckeren Frühstücks-Buffet für die frühmorgendlichen Strapazen entschädigt und genossen dieses umso mehr. Gesättigt und mit den Erinnerungen an ein Erlebnis der speziellen Art brachte uns die Bahn wieder hinunter ins Tal, wo es gefühlte zwanzig Grad wärmer war.
Für den nächsten Programmpunkt fuhren wir mit dem Car nach Davos Monstein, wo seit dem Jahr 2000 in einer ehemaligen Käserei das Monsteiner-Bier gebraut wird. Der sehr redegewandte Braumeister und Geschäftsführer führte uns mit ansteckender Begeisterung in die Geheimnisse der Braukunst ein und unten im Keller wurden uns die verschiedenen Biere zur Degustation eingeschenkt. Erstaunt lernten wir, dass der abgelegene 180-Seelen-Weiler Monstein zwei gut laufende Restaurants, zwei reformierte Kirchen, eine eigene Primarschule, eine amtierende Abfahrts-Weltmeisterin und eine Brauerei mit einem Produktionsvolumen von 2500 Hektolitern Bier hat.
Nachdem Billy die enge Strasse hinunter zur Landwasser gemeistert hatte, kehrten wir im Hotel Alpenhof ein und genossen dort ein wiederum sehr schmackhaftes Mittagessen mit kunstvoll angerichtetem Dessert. Anschliessend machten wir uns schon wieder auf den Weg in Richtung Innerschweiz. Da der Verkehr über weite Strecken zähflüssig war, verkürzten wir uns die Zeit mit tiefgründigen Diskussionen, lustigen Running-Gags und dem einen oder anderen Nickerchen. Zudem bewies der hintere Teil des Car’s, dass in vielen Trachtentänzer/innen nicht nur tänzerisches sondern auch gesangliches Talent schlummert. In Bilten fuhren wir nochmals kurz ab der Autobahn um uns bei Chocolatier Läderach etwas Süsses oder einen Kaffee zu gönnen und uns mit Mitbringsel für die Daheimgebliebenen einzudecken. Auf dem letzten Wegabschnitt gab es beim Lotto überaus begehrenswerte Preise zu gewinnen und der Autor dieses Berichts wurde unfreiwillig bestimmt.
Zurück in den Seegemeinden blieb uns nichts anderes mehr übrig als unseren Trachtenmusikanten Andrea, Angela, Judith und René für die mehrjährige und tadellose Organisation dieser schönen Reise und Billy für die angenehme und sichere Fahrt zu danken. Es war eine Trachtenreise, die uns noch lange in guter Erinnerung bleiben wird und die uns dankbar für die schönen Erlebnisse und über das tolle Vereinsleben in der Trachtengruppe den Heimweg antreten liess.
Martin Muheim